Letzte Markterei vor der Sommerpause - und ein paar Gedanken zur Stadtplanung

Veröffentlicht am 09. April 2016 von Roman
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Im ehemaligen Gebäude der Post findet nun schon seit einiger Zeit die Markterei statt. Und die erinnert an internationales Format. Nur leider, dass sie keine Dauereinrichtung ist und doch eher klein. Aber gut ist es dennoch, dass sich einige zusammen getan haben um hier in diesem leerstehenden Gebäude etwas temporäres und kulinarisches hochzuziehen. Angeblich soll hier einmal ein Hotel einziehen. Schade, dass man dann diese super gelegenen Räume nicht mehr für so einen geilen Indoor Marktplatz nutzt. Fast in jeder angesagten größeren Stadt gibt es so einen Institution - nur in Wien (wo man sich eigentlich auf die Fahnen heftet, dass man was von Kultur, Kulinarik und Genuss versteht) gibt es so etwas von Format noch nicht. Kaum zu glauben.

Mit der Marktwirtschaft hat man das versucht - aber diese finde ich zu klein, dass sie funktionieren kann. Auch fehlt dort der Vintagechic alter Industriegebäude. Den es hier in der Markterei auf jeden Fall gibt - und sogar noch mehr davon, als man im Grunde nutzt. Anstelle um solche tollen Locations spannend in die Stadtplanung zu integrieren und zu fördern, werden an allen Orten immer nur maximal kommerzielle Projekte umgesetzt. Klar, jene die dahinter stecken, wollen auch etwas (oder maximal) damit verdienen. Aber genau dazu könnte es ja Stadtplanung und Förderungen geben - um eine spannende und vielseitige Marktlandschaft zu schaffen. Statt dessen wird zugesehen, wie die Märkte (allen voran der Nachmarkt) zugrunde gehen, Markthallen weichen Supermärkten (Wien Mitte ist ein einziger Skandal), in den Gasometern entstand eine Geisterstadt samt Geistereinkaufszentrum und als nächstes wird das Areal vom Wiener Eislaufverein wahrscheinlich verschandelt.

in Wien ist man zwar gut darin die Dinge zu pflegen, die mehrere hundert Jahre alt sind – Sissi lässt grüßen – allerdings neuere Kulturen werden mit Füßen getreten oder erst gar nicht weiter entwickelt. Wo sind die Leute mit Visionen? Und dem dafür benötigten Mut, Dinge auch anzugreifen. Und da meine ich nicht die Umfärbung der Radwege von Rot auf Grün (soll mir recht sein, aber das ist wirklich eine Nebenbaustelle). Einzig die Mariahilferstraße ist zumindest ein nennenswertes Projekt gewesen – wenn auch zahnlos und leider ziemlich ideenlos am Ende umgesetzt. Sollte man als (Stadt-)Politiker nicht in der Politik-Grundschule lernen, dass es anfangs immer mit Undank verbunden ist, etwas Außergewöhnliches umzusetzen (siehe Donauinsel), um am Ende dann eine Menge Wiener und Österreicher zu haben, die stolz darauf sind. Stattdessen fürchtet man sich einfach nur zu Tode und will die nächste Wahl gewinnen. Und dies wieder nur deswegen, weil Politiker nichts anderes gelernt haben als Politik zu machen. Und so auch von ihren Jobs abhängig sind. Also versuchen sie dort so lange wie möglich zu bleiben. Und dies passiert scheinbar (in deren Meinung) nur, wenn man es möglichst vielen Recht macht und möglichst wenig aneckt.

Ein geiles Projekt wäre gewesen, wenn man zum Beispiel die Rinderhalle Sankt Marx damals dort abgebaut hätte (die man in einer Nacht und Nebelaktion ohnehin schon fast abgerissen hätte - aus Versehen wahrscheinlich) und sie auf das Areal in Wien Mitte gestellt hätte. Da wäre eine Menge schöner Raum entstanden und wenn schon ein Einkaufszentrum, dann zumindest eines mit Charakter. In Sankt Marx hätte man dann die 0815-Türme hinstellen können – wie so halt in Mode sind – und kein Weltkulturerbe wäre gestört gewesen und Wien um eine Attraktion reicher geworden. Nicht nur einfach um ein neues, unnötiges Einkaufszentrum mehr.


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