Spaßdemos auf der Ringstraße

Veröffentlicht am 20. September 2015 von Roman
3164
Image

Herrn HC. Strache von der FPÖ stoßen ja die unzähligen Sperrungen und Demonstrationen auf der Ringstraße auf. Ein Fakt, den er gerne in den Wiener Wahlkampf (und das ist noch eines der verträglichsten unnötigen Themen) einwirft und damit die Wiener und Wienerrinnen (leider recht erfolgreich) für sich gewinnt. So regt man sich halt wahrscheinlich in Simmering und Favoriten über die vielen Demonstrationen und Staus auf der Ringstraße auf. Auch, wenn man wahrscheinlich selbst es ohnehin nie in die Innere Stadt schafft.

Aufgrund meiner Wohngegend in der Stadt kann ich berichten, dass ich die Ringstraße sehr oft nutze und auch feststelle. Hier hat Wien kein (wirkliches) Verkehrsproblem. Freilich ist so eine wichtige Straße auch mal höher belastet. Aber das liegt eher am Faktum urbaner Lebensraum, wo halt viele Menschen zu gewissen Stoßzeiten unterwegs sind. Und dafür geht es hier äußerst zügig voran. Mein Weg zu und von der Arbeit führt mich fast immer über einen Großteil der Ringstraße. Da meine Alternativroute der Gürtel wäre, den ich aber weder optisch besonders prickelnd finde und ich auch das Gefühl habe, dass der Verkehr hier deutlich stockender verläuft. Auch, wenn laut Sprache die Ringstraße an fast jedem 2. Tag wegen einer Demonstration gesperrt sein soll. Als Beispiele nimmt man da natürlich den Lifeball, diverse Paraden oder Rasen am Ring her – da die natürlich ob ihrer Größe und teils sehr liberalen Grundeinstellung natürlich für den blauen Nörgler und "Weltverbesserer" besonders plakativ sind. Ob es wirklich eine "Demonstration" mit/für/gegen Udo Jürgens braucht und damit vielleicht einhergehende Verzögerungen auftreten, bleibt dahingestellt. Aber als betroffener Ringstraßenbenutzer ist mir das scheinbar weniger Dorn im Auge, als die unnötige Propaganda dagegen. Die sich vor allem gegen eine lebendige und offene Stadt richtet.

Ich mag es, wenn ich wieder durch die Stadt komme und diese so richtig lebt. Leute, die ihre Anliegen zeigen und auch auf die Straße bringen. Verkehrsteilnehmer, die dafür Verständnis haben, weil sie in ebenso einer Stadt gerne zuhause sind, die Raum und Platz für die unterschiedlichsten Meinungen und Lebenseinstellung bietet. Genau das macht Wien so besonders. Der Rest kann sich ja gerne irgendwo in Randbezirke oder in die Pampa vertschüssen und sich möglichst den eigenen Horizont ins Wohnzimmer vor den Fernseher holen.

Im übrigen scheint dies auch eine Art angemeldete Demo zu sein. Hier fahren gefühlt 20 Autos über die Ringstraße (um möglicherweise Prinz Charles zu feiern, man weiß es nicht genau). Wohl wieder einer dieser Tage, an dem die Ringstraße gefühlt komplett im Verkehrschaos erstickt und man gegen die offene Stadtpolitik und Verkehrspolitik schimpfen kann. Notwendig? Keine Ahnung. Aber es wurde weder ein Schaden dabei angerichtet noch sehr viel blockiert.

3139
Image

Love
WRITE forum
2 Kommentare
  • Wolfi aus der Warmen Küche
    07.11.2015

    Ich bin ganz bei Dir.
    Eine Demonstration oder sonstige Veranstaltungen 'woandershin zu transportieren', wie es Hatze Stracheldraht verlangt hat (im Gipfelgespräch zum Wien-Wahlkampf) ist ja eine Konterkarierung der freien Demokratie.
    Sooft ich am Ring unterwegs bin, ist es absolut kein Problem, es kam selten zu Verzögerungen.
    Was ich nicht mag, sind Staus wegen Tom Cruise Premieren. Mehr als entbehrlich.
    Aber wenn Menschen ihre Meinung kundtun wollen, dann passt es allemal. 😊

  • Image
    Roman
    08.11.2015

    Stimmt - bin auch kein Tom Cruise Fan. Aber auch das muss in einer Stadt möglich sein. Genauso wie Sperrungen und Kooperation wegen Dreharbeiten. Ist im Endeffekt mehr Werbung für die Stadt und Österreich als das bisserl Stau/Unbill. Siehe auch Bond und Sölden.