The Brickmakers

Veröffentlicht am 16. März 2015 von Roman
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Kaum offen und schon waren wir da. In der neuen Dependance vom Charlie Ps und als Nachfolger von BigSmoke am Donaukanal, wo es ja jede Menge geräucherte Fleischgerichte gab. Diesmal in einem eigenen komplett neu hergerichtetem Lokal 7. Bezirk: dem Brickmakers. Neben den Klassikern Pastrami, Pulled Beef oder Pulled Pork gibt es hier passend auch jede Menge Cirders und Craft Beer zur Auswahl – quasi ein Paradies für Männer.

In dem schönen aber auch recht düsteren Lokal haben sich die Architekten ausgetobt. Von den obligatorischen weißen Fließen (Market Stil) an der Wand bis zu Häkeldeckchen ist alles dabei. Und spricht damit den Vollzeit-Hipster perfekt an.

Ich sage es euch aber ganz ehrlich: mir wird dieser Lokalstyle schön langsam zuviel. Was vor ein paar Jahren noch cool, nett und ungewöhnlich war, ist heute sozusagen Pflichtprogramm, um sich den urbanen Trendscouts unter die Nase zu schummeln. Nicht, dass mich der Style im Lokal jetzt wirklich stört. Oft aber geht dabei aber der eigentliche Sinn (das Essen, die Qualität, Service und sich charmant umsorgt fühlen) verloren. Craftbeer (yay - muss man heute haben), Gin-Tonic-Bars (am besten mit 20 verschieden und exotischen Tonics – von den Gins red ich da mal erst gar nicht), Espresso-Maschinen und Filterkaffee oder das Pflichtbike also Dekoelement können (zumindest bei mir) nicht darüber hinweg täuschen, dass wie uns schön langsam im Mainstream befinden.

Und ich sage es euch (liebe Lokalbetreiber) ganz deutlich: wenn ein Lokal heute so aussieht bin ich noch viel kritischer geworden. Weil zu oft versteckt man sich hinter dieser coolen Fassade - hat junges Personal, das vor allem hip und lässig ist – aber leider auch oft überfordert. Das Essen (am besten auf Metalltellern oder irgendetwas ähnlichen Abgefahrenem) mutiert zum Dekoelement - weil noch viel wichtiger ist ja das Umfeld. Für mich geht das (mittlerweile) schon lange nicht mehr zusammen. Bedeutet nicht, dass solche Lokale keine Daseinsberechtigung haben. Denn wichtig für den Gastronomen sind ja vor allem g'steckt volle Hütten. Wen kümmert's dann, wenn der eine oder andere das nicht mehr so toll findet.

Aber die Zeit ist ein Hund - und ich bin mir sicher, dass es künftig bald mehreren so gehen wird, wir mir. Vielleicht werde ich ja einfach auch nur älter und falle aus der angestrebten Zielgruppe zunehmend raus? Die Frage stellt sich aber (zumindest ich mir selbst): Was kommt danach. Der urige Heurige? Wein im Doppelliter? Wiener Klassiker wie Innereien? Ein bisserl was ist von all dem ja auch bereits zu spüren – und ich finde das auch gar nicht so schlecht. Ich mag einfach keine (nur weil es angesagt ist) sauren Biere oder orangenen Weine trinken. Steh' auf Handwerkskunst beim Kochen mit echten und guten Lebensmittel (die auch mal abseits vom Steak und Muskelfleisch liegen). Und all die hippen Lokale langweilen mich zusehends – zumindest kulinarisch gesehen.

Was man aus diesem Beitrag lesen kann: Das Brickmakers ist ein nettes Lokal – sieht fein aus und man hat mit vielen Ideen und auch Leidenschaft hier ein Konzept entwickelt. Wenn auch nichts sooooo außergewöhnliches und kreatives. Das Essen war wirklich nur mittelmäßig (und der Milchreis als Dessert ging gar nicht - obwohl ich Milchreis doch so gerne mag und mich darüber auf der Karte freute) - und das Bier ist (wirklich) sauteuer. Wird wohl nicht unser Stammlokal. Aber gerne, wenn man ein paar Leuten (die immer nur nach den coolen suchen) was Neues empfehlen mag. Frei nach dem Motto: kennst das schon?


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3 Kommentare
  • Wolfi aus der Warmen Küche
    22.04.2015

    Hmmmm... oft ist halt bei den Lokalen der Schein wichtiger als das Sein. Aber warum wird immer in diese Richtung geplant und eingerichtet? Es liegt auf der Hand, dass dies *deshalb* geschieht, weil eben das breite Publikum das *so* will. Ehrliche Küche? Jaja.. nett. Nachhaltige Lebensmittel? Eh lieb... Essen um des Essens willen? Naja - stylish sollte es halt schon sein.
    Wunderts Dich da? 😉
    Für uns ist die Einrichtung eines Lokals schon lange kein Maßstab mehr für die Entscheidung, es zu besuchen. War es früher vielleicht aus Neugier... ist aber schon lang her. (Ich glaube, es war die 'Buddha Bar Wien', die uns interiöristisch interissertö. Das Sushi war angeblich auch sehr gut. Beides war letztendlich nebensächlich und die nette Gesellschaft von Freunden das Wichtigste an diesem Abend...)
    Und *wenn* wir in so eine 'geschtaylte Hüttn' gehen, dann meistens wegen dem Unterhaltungsfaktor "Mensch schauen". :-D
    (Aber dann erwarten wir auch nix in Wirklichkeit... *g*)
    Ich sags ja immer... simple und plain! So haben wir's gern. :-D
    P.S.: und das mit '...vielleicht bin ich schon zu alt dafür...' - das will ich jetzt nicht kommentieren, aber auch nicht widersprechen. *LOOOL* :-*

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    Roman
    22.04.2015

    Ich fänd' schön UND gut am allerbesten. In einer idealen Welt halt. Und das geht ja auch. Hatten zum Glück schon viele solcher Erlebnisse. Mir ist das auch recht (und sogar wichtig), dass man sich neben dem Essen und Trinken auch um Feeling, Einrichtung, Service und Co bis ins Detail kümmert. Am schlimmsten, wenn beides nicht passt. Manches ist natürlich auch gut in der Kategorie Erlebnis. In meinem Beitrag geht mir allerdings vor allem und insgesamt gegen den Strich, dass dieser 'hippster Look&Feeling-Einheitsbrei' – handcrafted und mit Fahrrad natürlich – jetzt einfach schon zuviel wird.
    PS.: Die neue Blogintegration auf deiner Seite ist übrigens sehr schön geworden.

  • Wolfi aus der Warmen Küche
    22.04.2015

    Na klar wäre *das* am besten, keine Frage. ('Schön UND gut')
    Für solche Erlebnisse lädt man sich halt Freunde ein... oder lässt sich einladen. 😊
    Da passt vor allem "Feeling" fast immer... auch wenn's mal keine Haubenküche geworden ist. *g*
    Apropos... wir müssen uns z'sammrufen. 😊